Serie: Der Weg zur Veröffentlichung

Wie wird man eigentlich Autorin? Muss man schon mit zehn einen Roman schreiben oder mit zwanzig ein Buch veröffentlichen?
Mein Weg war kurvig, chaotisch – aber genau das hat ihn so wertvoll gemacht.
In dieser Serie nehme ich dich mit auf meine persönliche Reise vom ersten Satz bis zum Debütprojekt.

2023 – Steffi startet durch

2023 war wild.

Nachdem ich mich Anfang des Jahres dazu entschlossen hatte, meine Werke endlich der Öffentlichkeit zu zeigen, meldete ich mich bei fanfiction.de und Wattpad an. Die ersten Monate waren geprägt von Frust – ich musste erst lernen, wie diese Plattformen funktionieren, wie man Lesende erreicht (was gerade bei Wattpad alles andere als intuitiv ist) und wie man überhaupt Feedback bekommt.

Meine erste Fanfiction ging online, gefolgt von meinem geliebten TRIO. Und irgendwann hatte es mich völlig gepackt.

Ich habe festgestellt, wie wertvoll Feedback ist – nicht nur Lob, sondern vor allem konstruktive Kritik. Und ich fragte mich, warum ich mich so lange versteckt hatte. Inzwischen bin ich fast enttäuscht, wenn ausschließlich positive Rückmeldungen kommen, weil ich daraus nicht genug lernen kann. Aber genau darum geht’s doch: besser werden.

Angetrieben von den Rückmeldungen und der Begeisterung der Lesenden war ich im Schreibflow. In nur drei Monaten habe ich eine Geschichte mit 60.000 Wörtern geschrieben – ein absolutes Novum für mich! Danach startete ich direkt ein neues Projekt, das noch deutlich umfangreicher werden sollte. Außerdem habe ich meine Liebe zu Kurzgeschichten entdeckt und mehrere davon geschrieben.

Ein echtes Highlight war, als meine erste Fanfiction bei den Ambys – einem Wattpad-Wettbewerb – als Beste Fanfiction ausgezeichnet wurde.

Amby Awards

Die Amby Awards waren ein Wettbewerb auf Wattpad, bei dem eingereichte Geschichten in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet wurden. Leider wird dieser Wettbewerb seit 2024 nicht mehr im deutschsprachigen Raum angeboten.

Und als wäre das nicht schon genug, hat es eine meiner Kurzgeschichten in eine Anthologie geschafft, die jetzt stolz in meinem Regal steht.

2023 war schreibtechnisch einfach großartig. Ich habe viel gelernt, meine anfänglichen Startschwierigkeiten mit Wattpad überwunden und wertvolle Kontakte geknüpft.


2024 – Das Jahr der Challenges

Aber 2024 toppt bisher alles.

Es begann mit einem relativ entspannten Januar und Februar – dann folgten mehrere sehr arbeitsintensive Monate, sowohl privat als auch beim Schreiben. Dieses hohe Pensum hat mich bis in den Sommer hinein begleitet. Doch gegen Ende des Jahres wurde es ruhiger – und ich hatte endlich wieder mehr Zeit zum Schreiben. Die habe ich natürlich voll ausgekostet.


Open Novella Contest (ONC)

Open Novella Contest (ONC)

Der ONC ist ein von Wattpad ausgerichteter Wettbewerb, der jedes Jahr im Frühjahr stattfindet. Teilnehmende wählen einen (oder mehrere) Prompts aus einer vorgegebenen Liste und schreiben dazu innerhalb weniger Wochen eine Novelle.

Ich hatte vorher schon viel über die Euphorie anderer gehört – 2024 durfte ich sie selbst erleben. Und es war tatsächlich fantastisch. Ich habe großartige Menschen kennengelernt, wunderbare Geschichten beim Entstehen begleitet und selbst ein Herzensprojekt geschrieben.

Leider wurde diese tolle Zeit durch drastische Änderungen bei Wattpad überschattet. Mitten im Wettbewerb wurde dem deutschen Profil – das den ONC hier organisiert hatte – plötzlich die offizielle Verknüpfung zu Wattpad entzogen. Lange stand nicht fest, ob der Wettbewerb überhaupt zu Ende geführt werden kann.

Was da im Management schieflief, bleibt ein Rätsel. Fakt ist: Einen offiziellen deutschen ONC wird es nicht mehr geben. Ein kleiner Trost bleibt – engagierte User*innen haben das Profil übernommen und führen den Wettbewerb auf eigene Faust weiter.

Meine Geschichte über den Teufel als Mitbewohner hat es immerhin auf die Longlist geschafft. Ich möchte sie unbedingt überarbeiten und dann irgendwann veröffentlichen.


NaNoWriMo – oder: Warum ich keine Vielschreiberin bin

Im Herbst 2023 habe ich zum ersten Mal beim NaNoWriMo mitgemacht, 2024 dann ein zweites Mal.

National Novel Writing Month (NaNoWriMo)

Der National Novel Writing Month (NaNoWriMo) ist ein weltweiter Schreibmarathon im November. Ziel ist es, innerhalb von 30 Tagen 50.000 Wörter zu schreiben.

Die Idee, einfach draufloszuschreiben, ohne sich um Stil oder Struktur zu kümmern, klang zunächst befreiend. Doch ich habe schnell gemerkt: Das ist nicht mein Weg. Ich brauche Abwechslung – mal schreiben, mal überarbeiten, mal lesen oder recherchieren.

Stur runterschreiben ohne Zwischenstopp? Das funktioniert bei mir nicht.

Trotzdem bin ich inzwischen dazu übergegangen, meine geschriebenen Wörter zu tracken. Zu sehen, wie der Word-Count kontinuierlich steigt, macht mich unglaublich stolz.


Die irre Idee, eine Fanfiction umzuschreiben

Mitte des Jahres – inmitten einer ausgewachsenen Schreibblockade – kam mir eine verrückte Idee:

Ich arbeitete gerade am zweiten Teil meiner „Meisterdiebe“, kam aber nicht weiter. Der Gedanke, dass meine Fanfiction – in die so viel Herzblut geflossen ist – im Internet versauert, nur weil sie Fanfiction ist, hat mich geärgert.

Warum eigentlich?

Warum sie nicht einfach umschreiben? Warum kein eigenständiges Buch daraus machen? Es gibt schließlich genügend Beispiele von Autor*innen, deren Karrieren mit umgeschriebenen Fanfictions begannen.

Also habe ich losgelegt: Charaktere neu entworfen, das Setting angepasst, geplottet, erste Kapitel komplett überarbeitet, sehr viele ganz neu geschrieben. Der Prozess war so intensiv und lehrreich, dass er eigentlich einen eigenen Blogbeitrag verdient.

Am Jahresende hatte „Projekt Feder“ bereits 32.000 Wörter – und mir war klar: Das soll mein Debüt werden.


Was ich gelernt habe

  • Challenges sind genial. Sie helfen nicht nur bei der Ideenfindung, sondern motivieren auch zum Dranbleiben. Selbst wenn man sie nicht komplett schafft – am Ende hat man etwas, mit dem man weiterarbeiten kann. Und manchmal öffnen sie Türen zu Themen, die man sonst nie betreten hätte.
  • Ich werde keine Vielschreiberin – und das ist okay. Der NaNoWriMo hat es mir gezeigt. Dieses „Einfach weiterschreiben, egal was kommt“ liegt mir nicht. Ich brauche Pausen, Reflexion und kreative Abwechslung. Trotzdem liebe ich es, meinen Fortschritt zu tracken – und auf meinen Word-Count bin ich verdammt stolz.
  • Feedback ist Gold wert. Vor allem dann, wenn es kritisch, aber konstruktiv ist. Nur so kann ich lernen und wachsen. Alles andere ist ungefähr so hilfreich wie Hühneraugen.
  • Ich muss raus aus meinem stillen Kämmerchen. Der Austausch mit anderen Schreibenden – sei es bei Challenges oder durch Kommentare – ist unglaublich motivierend.
  • Plotten ist großartig. Warum habe ich das nicht schon früher gemacht? Eine grobe Struktur vorab hilft so sehr – und trotzdem bleibt immer noch genug Raum für Spontaneität.

Und jetzt?

Manchmal besteht der Weg zur Veröffentlichung auch darin, ein Projekt loszulassen. Nicht aus Schwäche, sondern aus Klarheit.

Und vielleicht macht genau das Platz für das, was wirklich kommen soll.

Ich nehme all die Texte, Fehler, Versuche und Rückschläge mit – als Teil meiner Entwicklung. Schreiben ist kein gerader Weg. Es ist ein langsamer Aufbau aus Ideen, Erfahrungen, und manchmal auch aus Mut, loszulassen. Und vielleicht, irgendwann, steht mein Buch dann wirklich im Regal. Bis dahin: weiterschreiben. Immer wieder.


Danke fürs Lesen und Begleiten. Wenn du neugierig auf den nächsten Schritt bist: In Teil 4 berichte ich von meinem Debütprojekt – und wie es konkret Form annimmt.

von

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