Vor einigen Tagen habe ich einen ziemlich emotionalen Instagram-Beitrag gepostet (hier)– einer dieser Momente, in denen einfach alles zu viel wird und die Gedanken raus müssen. Mit etwas Abstand möchte ich nun erklären, was dahintersteckt und warum meine Emotionen so hochkochten.

Die perfekte Sturmlage

Wetter und Stimmung

Normalerweise bin ich niemand, der übers Wetter meckert. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“ ist eigentlich mein Motto.

Aber diese trübe, kalte, graue Nebelsuppe schlägt mir in diesem Jahr dermaßen aufs Gemüt, dass ich mich selbst nerve. Ich bin permanent müde (obwohl meine Smartwatch behauptet, ich hätte hervorragend geschlafen), mir ist ständig kalt (trotz 21-22°C Raumtemperatur), und ich habe auf nichts Lust. Die Stimmungsschwankungen sind auch wieder heftig.

Das wäre allein schon herausfordernd – aber es ist nur der Hintergrund für alles andere.

Die Autorenwelt:
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Der finanzielle Balanceakt

Als angehende Self-Publisherin braucht man ein finanzielles Polster. Eigentlich sah alles ganz gut aus – bis dieser Herbst kam. Geplante Ausgaben (neues Auto, Versicherungen) trafen auf völlig unerwartete Kosten (neue Reifen, eine kaputte Waschmaschine). Dazu Weihnachten und anstehende Geburtstage.

Und dann kommt die Buchbubble mit ihren „absoluten Notwendigkeiten“:

Du brauchst unbedingt ein Volllektorat, dann noch ein Korrektorat. Natürlich ein professionelles Cover von einem etablierten Designer. Buchsatz? Bloß nicht selbst machen! Da lauern überall Stolperfallen und „hidden secrets“, die dir niemand verrät. Am besten holst du dir noch jemanden für Social Media-Support. Und vergiss nicht deine Autorenmarke – mit professionellem Design, Branding und Logo. Sei präsent, sei aktiv, lächle fröhlich in die Kamera!

Es gibt tolle Dienstleister auf Social Media, keine Frage. Aber in den vergangenen Monaten prasselte ein viel zu großes Angebot auf mich ein – oft mit einer Prise Angstmache: „Wenn du dies nicht tust, verkaufst du dein Buch nicht. Wenn du jenes nicht hast, wirkst du unprofessionell.“

Sorry, aber ich habe nur ein begrenztes Budget! Ich kann unmöglich das volle Programm durchziehen. Eigentlich sollte ich mich nicht persönlich angesprochen fühlen, aber meine Schutzmauern waren zu diesem Zeitpunkt bereits bröckelig.

Und dann stelle ich mir diese Frage: Ist es wirklich sinnvoll, tausende Euro in die Veröffentlichung eines Buches zu investieren, ohne zu wissen, ob ich dieses Geld jemals wieder einnehme?

Manchmal gehen meine Gedanken sogar noch weiter: Wäre es angesichts der aktuellen politischen Lage nicht klüger, das Geld irgendwie anzulegen und zu sichern?

Der NaNoWriMo und die
Leistungsgesellschaft im Kleinen

Gleichzeitig läuft der NaNoWriMo, und überall sehe ich Meldungen von anderen Schreibenden, die ihren Stand zeigen. Als ich das erste Mal teilnahm, merkte ich schnell, wie sehr mich das stresst. 50.000 Wörter in einem Monat sind für mich absolut utopisch.

Ehrlich gesagt glaube ich immer noch, dass niemand dieses Ziel erreichen kann, der einen Vollzeitjob hat, Familie und Verpflichtungen, ausreichend Schlaf – ohne irgendwo Abstriche zu machen.

Im zweiten Jahr gelang es mir besser, mich abzukoppeln. Ich setzte mir eigene Ziele (30.000 Wörter oder „jeden Tag schreiben“) und das funktionierte super. Auch wenn ich mein Ziel nicht ganz erreichte, war ich mit meiner Leistung zufrieden.

Dieses Jahr? Komplettes Versagen beim Abgrenzen. Ich meldete mich sogar beim Bookerfly-Club an, weil ich unbedingt eine Schreibgruppe ausprobieren wollte. Doch es stellte sich heraus: Das ist überhaupt nichts für mich. Diese penible Vorbereitung, das strikte Trennen von „Planen“ und „Schreiben“? Ich KANN nicht einen Monat nur schreiben – ich brauche den Wechsel zwischen Schreiben, Bearbeiten und Planen.

Der letzte Stoß kam durch einen Schreib-Tracker, der auf 50.000 Wörter angelegt ist, und eine Gruppe motivierter Schreibender, die täglich ihre vierstelligen Fortschritte posten … Sorry, da bin ich raus. Ich WEIß, dass ich das nicht einhalten muss, aber allein zu sehen, wie viel andere schreiben, lässt bei mir direkt die Mauern hochfahren.

Bin ich da die Einzige? Kann jemand verstehen, warum mich das so stresst?

Überangebot an Weiterbildung: Wenn zu viel Gutes erdrückt

Instagram ist eine tolle Sache. Ich bin mit vielen wunderbaren Menschen vernetzt, die wirklich wertvollen Input liefern. Allein durch das Verfolgen mancher Accounts habe ich wahnsinnig viel gelernt. Dazu kommen noch diverse Online-Angebote.

Und hier liegt ein weiteres Problem: Ich bin völlig überladen mit Input. Es prasselt zu schnell auf mich ein. Kaum habe ich ein Thema verarbeitet, kommt schon das nächste wichtige um die Ecke.

Diesen Herbst habe ich an vielen Weiterbildungen zum Thema Autor-Sein teilgenommen. Tolle Angebote mit wertvollen Inhalten – aber es war einfach zu viel auf einmal. Ich muss das in Zukunft besser regulieren, um mich selbst zu schützen.

Wie ich mit meinen Zweifeln umgehe

Nach dem emotionalen Post habe ich das getan, was sich für mich bewährt hat: Noise-Cancelling-Kopfhörer aufgesetzt und meinen inneren Kritiker zetern lassen. Einfach ignorieren, Pause machen und dann weitermachen.

Ich habe das Wochenende mit meiner Familie genossen, das schreckliche Wetter so gut es geht ausgeblendet, Comfort-Food gekocht (Toast Hawaii – sorry, ich bleibe ein Kind der 90er) und einen Filmabend mit Popcorn gemacht (‚Alles steht Kopf‘ – sehr passend).

Und tatsächlich: Kaum 48 Stunden später sprudelten wieder Ideen für Projekt Feder 2, und am Sonntag habe ich einen Content-Plan für den Release von Feder 1 erstellt.

Mein Durchhaltevermögen ist nicht immer das beste, aber ich bin stur – besonders wenn es um einen Traum geht, den ich schon mein ganzes Leben verfolge. Ich will dieses Buch nicht nur im Regal, sondern auch im Handel stehen haben. Und genau so wird es auch passieren. Wenn nicht im Sommer nächsten Jahres, dann eben später.

Was ich gelernt habe

  • Schreibgruppen können toll sein – aber ich brauche eine, die zu meiner Art zu arbeiten passt. Aktuell bin ich lieber Einzelgängerin.
  • Bei Trackern und Zielen muss ich meinen eigenen Weg weiterverfolgen, statt mich an anderen zu messen.
  • Ich darf und sollte bei Weiterbildungen selektiver sein.
  • Mein Budget ist begrenzt, und das ist okay – ich muss Prioritäten setzen.
  • Pausen sind wichtig, besonders wenn alles zu viel wird.
  • Und: Ich will dieses Buch immer noch veröffentlichen! ♥️💪

Was sind eure Erfahrungen mit solchen Phasen? Wie geht ihr mit dem Druck um, der von außen und innen kommt? Ich würde mich freuen, eure Gedanken dazu zu lesen. ❤️

von

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